Studien zeigen, dass fast 30 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland von einer psychischen Erkrankung betroffen sind. Gleichzeitig berichtet der DAK-Gesundheitsreport 2020 von rund 39 Arbeitsunfähigkeitstagen aufgrund psychischer Erkrankungen dieser Diagnosegruppe. In vielen Fällen ist eine schnelle Therapie nötig. Um diese zukünftig auch digital anbieten zu können, führt die Rehabilitationseinrichtung für psychisch Kranke (RPK) in Karlsbad derzeit eine Blended-Care-Studie mit der TU Dresden durch.
Ziel der Studie ist es, die Effekte digitaler Trainings im Vergleich zum üblichen Behandlungsverfahren zu untersuchen. Unter dem Titel „Blended Care“ werden digitale Interventionen mit Face-to-face-Maßnahmen kombiniert. Das Konzept beinhaltet die digitale psychotherapeutische Behandlung und medizinisch-berufliche Rehabilitation von Teilnehmenden im Vergleich zum aktuellen ganzheitlichen Behandlungskonzept der RPK in Präsenz. Die Studie zielt darauf ab, zu untersuchen, ob das Blended-Care-Konzept zu einer größeren Veränderung von Stress, Perfektionismus, Selbstwertgefühl und sozialen Bewertungsängsten führt. Zudem soll ermittelt werden, wer das Angebot nutzt und wie die Akzeptanz der Teilnehmenden ist. „Ein Ziel der Studie wäre es, festzustellen ob durch die Blended Care Methodik die Arbeit mit den Teilnehmer:innen intensiviert werden kann. Des Weiteren interessiert uns, ob das spezifische Lernumfeld den Teilnehmenden die Möglichkeit gibt im eigenen Rhythmus inhaltliche Themen zu vertiefen und damit konkreter einzelne Ziele zu erreichen“, unterstreicht der ärztliche Leiter der RPK Karlsbad, Dr. Gustav Wirtz die Ziele der Studie.
Die Proband:innen der Studie absolvieren das Basismodul, während die Kontrollgruppe den Standardprozess der RPK durchläuft. Nach sechs Wochen erfolgt eine erste Zwischenbefragung. Weitere sind zum Zeitpunkt nach 12 Wochen und nach drei Monaten geplant. Die Studie wird von der TU Dresden geleitet und ist ein Beispiel für eine Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis.
Blended Care ist ein Konzept in der Gesundheitsversorgung, das traditionelle, face-to-face-basierte Behandlungsmethoden mit digitalen Technologien kombiniert. Die Kombination von traditionellen und digitalen Behandlungsansätzen bietet viele Vorteile. Zum einen können Teilnehmende in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und dennoch Zugang zu qualitativ hochwertigen Therapiemöglichkeiten haben. Zum anderen können digitale Ressourcen wie Apps, Online-Plattformen oder Telemedizin die Versorgung von Teilnehmenden schneller möglich machen.